Ideen, Weggefährten und Wegelagerer

„In den letzten 30 Jahren habe ich gelernt, dass eine brillante Idee, die einem mitten in der Nacht einfällt, meistens nicht funktioniert. Eine Idee muss gären, man muss sie hinlegen, damit sie irgendwann von allein aufsteht“(John Grisham im Interview)

Das erfahre ich wieder mal persönlich, weil in mir mehrere wirklich gute Ideen momentan einfach noch so rumliegen. Gute Ideen deshalb, weil sich darin viele meiner Leidenschaften zur Seite stehen und sich mit einer gewissen Erfahrungs-Erfahrung neu verbinden werden... Doch momentan gibt es neben meiner gewohnten Umsetzungskraft eine entgegen gesetzte Energie: passives Warten. Ich nehme diesen anderen – von meinem Willen sehr unabhängigen – Pol deutlich wahr. Ganz besonders dann, wenn ich konzentriert betrachte, warum ich momentan mit dem Neuen noch in dieser abwartenden Haltung stehe. Ich glaube, dass es immer wieder mit dem in mir angelegten Mut zur Tiefe zu tun hat. Nicht in Aktionismus zu verfallen, um das Angebot nur nach außen hin attraktiv zu gestalten, sondern meine eigene Verbundenheit damit zu halten und präzise zu werden. Dies bedeutet, unter die Oberfläche des schönen Scheins zu tauchen, die darunterliegenden Stimmungen und Bedeutungen aufzuspüren und immer wieder aufs Neue wahrzunehmen wie sich das Leben darin aktualisieren möchte.

Daneben läuft aber auch ein bekannter Lebensprozess ab. Die verschiedenen Räume der Veränderung. Räume, die man in jeder Wandelphase automatisch betritt, egal ob man bewusst um sie weiß oder nicht, egal ob man sie bewohnen möchte oder innerlich ablehnt. Räume mit den Namen Zufriedenheit, Widerstand, Verwirrung, Erneuerung.
Jeder Raum hat Stimmen die wir alle kennen:
Zufriedenheit: ein absolutes Nein zur Veränderung weil es in Ordnung ist wie es ist.
Widerstand: ein Sträuben gegen die Veränderung trotz besseren Wissens, obwohl die Zufriedenheit schon flöten gegangen ist.
Verwirrung: wir sträuben uns noch, aber leugnen auch nicht mehr dass unser Leben sich aktualisiert. In dieser abstrakten Phase sind wir häufig verwirrt.
Erneuerung: Zu guter Letzt jubeln wir über die neugewonnene Klarheit und fühlen die neuen Kräfte, die eine Erneuerung mit sich bringt.

Die Idee kann sozusagen aus sich selbst aufstehen, wenn sie gereift ist - welch schöner Gedanke von John Grisham gerade zum Frühling! Allerdings bekommen wir dadurch einen gratis Reifungsprozess, wenn wir den Gärungsprozess durchlaufen.
Es gibt ein paar Werkzeuge, die helfen können, diesen Prozess genauer anzuschauen. Sie machen den Schwung des richtigen Moments sichtbar, an dem das Tun wichtig wird, damit die Idee oder der richtige Zeitpunkt dann doch nicht aus Versehen „verschläft“.  

Vieles lungert in diesen verschiedenen gärenden Räumen einfach herum – erwartungsvoll mit frohen Erkenntnis-Botschaften und wichtigen Informationen. Wir könnten diese Räume auch ganz  bewusst betreten und wieder verlassen, um deren Informationen zu bekommen. Es gibt darin Wegelagerer und Weggefährten, bestehende oder ganz neue Ressourcen, welche es zu aktivieren gilt, Hinderliches oder Förderliches.

Wie immer geht es wahrscheinlich um das sowohl als auch: das Gären lassen und das in die Pötte kommen! Wie man dann letztendlich den richtigen Zeitpunkt bemerkt? Vielleicht an  Zeichen, die sich als förderliche Weggefährten oder auch als hinderliche Wegelagerern tarnen. Und wer weiß schon, vielleicht warten Wegelagerer oder Hindernisse nur auf den berühmten Kuss oder auf eine Berührung, mit der sie sich letztendlich in eine wichtige Ressource verwandeln.

 

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