Selbstfindung und Entschleierung

Dharma – der innere Auftrag

Wieder einmal durfte ich es selbst erfahren: Um den Kern und damit die eigene Essenz freizulegen, brauche ich einer Handlung oder Situation nichts hinzuzufügen, im Gegenteil: es geht vielmehr darum, etwas wegzulassen. Mit Betonung auf dem Wort „lassen“ und in der Bedeutung, etwas (oder sich) zurückzunehmen. Um herauszufinden, was wir lassen oder zurücknehmen könnten, ist es hilfreich, erst einmal zu erkennen, was eigentlich zu viel, ungünstig oder überholt ist. Oder wahrzunehmen, was oder wer gerade den Platz des eigentlich Wegzulassenden einnimmt. Das geht bekanntlich nicht von heute auf morgen, sondern ist oft in einen längeren Prozess eingebunden. Werkzeuge und begleitende Hilfestellungen gibt es verschiedene, wenn die Schleier beiseitegeschoben, nicht mehr passende Gewänder abgelegt oder ungünstige Muster aufgelöst werden sollen.

Im falschen Film?

Mit einigem Glück kommt diese Klarsicht mitunter aber auch wie von selbst und ganz unverhofft zu uns. Dann, wenn wir auf Menschen treffen, die uns mit ihrer ehrlichen, unverfälschten und prompten Reaktion einen Spiegel vor die Nase halten. Erkenntnisblitz! Er kann uns bewusst machen, durch welche „Prägungs-Brille“ wir geschaut oder welcher „Fremd-Rolle“ wir kurioserweise gefolgt sind. Oder für wen oder was wir den Stellvertreter mimen an einem Platz, der weder zu uns gehört noch den zu uns passenden Grundimpuls trägt – und uns damit eher von uns selbst entfernt anstatt näher zu bringen. Nach einer tatsächlichen Lüftung der Schleier fühlt sich der erste Moment fast befremdlich an.

Aha!

Mit welch wachem und klarem Blick man dann plötzlich auf sein inneres Thema, auf sein äußeres Tun und auf dessen Wirkung schauen kann! In der Erkenntnis des Vorher und des Jetzt. Und man kann es fast selbst nicht glauben, dies nicht schon früher gesehen zu haben. Ja, jetzt endlich stimmt das Gefühl: „Gerade bin ich bei mir selbst!“ – und nicht an der Stelle von etwas oder jemand anderem. Kaum ist dies passiert, wird das Weglassen auf einmal möglich. Das Loslassen geschieht quasi von alleine.

Wenn es nur so einfach wäre …

Dauert der Prozess des Erkennens länger, tut man gut daran, zunächst einmal das Gegenteil des Loslassens zu praktizieren – und sich darauf zu konzentrieren, der eigenen Essenz zu begegnen, sie fest in Kopf, Herz und Hand zu halten. Sich also dem eigenen Glauben anzuvertrauen, der Berge versetzen kann.

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